Digitaldruck: Chancen für neue Geschäftsfelder.

Interview mit Bernd Rekirsch, Geschäftsführer TDG GmbH, dem erfolgreichsten deutschen Xerox-Vertriebspartner.

Horizon: Der Digitaldruck beherrscht aktuell die Diskussion in der Branche – kommt jetzt der Durchbruch, der seit Jahren angekündigt wurde?

Rekirsch: Falls mit Durchbruch die Ablösung des Offsetdrucks durch den Digitaldruck gemeint ist, ist meine Antwort: Nein. Die Vision, die die Digitaldruckanbieter vor Jahren verbreitet haben, war ein Irrtum. Dementsprechend wird dieses Argument von mir und meinen Mitarbeitern nicht verwendet. Der Digitaldruck ist eine Ergänzung zum Offsetdruck und jeder Dienstleister wird beide Verfahren zukünftig abhängig von seinem Produktportfolio individuell kombinieren. Der tatsächliche Durchbruch findet in der Wahrnehmung statt.

DER DIGITALDRUCK IST ERWACHSEN GEWORDEN

und deswegen lassen immer mehr Druckdienstleister die Technik als Ergänzung zu. Rein auf das Druckvolumen bezogen, liegt der Anteil von Offset allerdings nach wie vor bei über 90 Prozent. Große Online-Drucker produzieren bereits Auflagen ab 300 im Offset. Und nicht zuletzt entwickeln sich auch die Offsetanbieter weiter und werden es nicht zulassen, dass ihnen die Digitaldrucker davoneilen.

Horizon: Welches Druckverfahren wird sich durchsetzen – Bogen oder Rolle?

Rekirsch: Der Druck von der Rolle ist ein Verfahren für die Massenproduktion, bei dem immer das gleiche Medium bedruckt wird. Für häufige Jobwechsel mit wechselnden Bedruckstoffen ist das Bogendruckverfahren deutlich flexibler.
 
Horizon: Wo liegen Chancen und Risiken für den Inkjetdruck?

Rekirsch: Bisher machten die speziellen Bedruckstoffe das Tintenverfahren teuer. Ziel muss es sein, normales Offset-Papier digital mit Tinte zu bedrucken, so wie Xerox es jetzt mit der neuen Impica macht. Transaktionsdrucker werden sich dann Offsetvordrucke ersparen. Ich teile allerdings nicht die Überzeugung mancher, dass der Tintendruck von der Rolle das Zeug hat, Offset zu ersetzen, weil das kaufmännisch einfach nicht plausibel ist.

Horizon: Wird der Digitaldruck auch bei größeren Auflagen bei den Produktionskosten mithalten können?

Rekirsch: Druckdienstleister bieten ihren Kunden nicht Offset- oder Digitaldruck an, sondern eine definierte Qualität, die sie heutzutage in beiden Druckverfahren umsetzen können.

QUALITÄTSUNTERSCHIEDE SIND INZWISCHEN NUR NOCH VON PROFIS WAHRNEHMBAR.

Die Entscheidung, wie ein Auftrag produziert wird, trifft der Drucker dann nicht nur aufgrund der reinen Produktionskosten im Druck. Verfügbare Maschinenkapazitäten und der komplette Ablauf bis zum fertigen Produkt können auch bei höheren Auflagen für den Digitaldruck sprechen. Und wenn Geschwindigkeit eine Rolle spielt, läuft es in der Regel immer auf Digitaldruck hinaus.

Horizon: Welche Rolle spielt die Weiterverarbeitung im Digitaldruck?

Rekirsch: Der Digitaldruck hat seine Stärke in intelligenten Added-Value-Produkten, die individuell und nach Bedarf gedruckt werden. Ein Beispiel ist der Druck von Bedienungsanleitungen in der geforderten Sprache.

DAFÜR WERDEN INTELLIGENTE WEITERVERARBEITUNGSLÖSUNGEN BENÖTIGT,

die in die Datenströme eingebunden werden können und Endprodukte herstellen, die der Offset-Weiterverarbeitungsqualität entsprechen.

Horizon: Sind vollintegrierte Workflows die Zukunft?

Rekirsch: Sogenannte Closed-Loop-Workflows sind im Transaktionsdruck schon jetzt die Regel. Dort gibt es vom Druck bis zum Kuvert keinen menschlichen Eingriff mehr. Automatische Kontrollen garantieren 100 Prozent Prozesssicherheit, was bei sensiblen Produkten wie Kontoauszügen, Rechnungen oder Policen extrem wichtig ist.

Horizon: Wo müssen Druckdienstleister sich personell verändern, wenn sie im Digitaldruck erfolgreich sein wollen?

Rekirsch: In der Produktion verlangt der Digitaldruck IT-Kompetenz, der wesentliche Erfolgsfaktor liegt aber im Vertrieb. Digitaldruck muss man anders verkaufen als Offsetdruck. Beim Kunden muss Interesse geweckt werden für die neuen, intelligenten Lösungen, die mit Digitaldruck möglich sind. Drucker können so ihre Kreativität für den Kunden einbringen – und werden in der Regel mit besseren Margen belohnt, weil individuelle Lösungen weniger vergleichbar sind. Um unsere Kunden an dieser Stelle zu unterstützen, bieten wir eigene Schulungen zum Vertrieb von Digitaldruckprodukten an.

Horizon: Werden in Zukunft alle Druckdienstleister digital?

Rekirsch: Die großen Platzhirsche im Offset werden sich weiter auf Offset konzentrieren und damit Erfolg haben. Chancen sehe ich für die Druckbetriebe, die im Zuge der Konsolidierung zu Lohndruckern geworden sind. Denen bietet der Digitaldruck die Chance, andere Geschäftsfelder aufzubauen.

Horizon: The Document Group ist der erfolgreichste Xerox-Vertriebspartner in Deutschland. Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?

Rekirsch: Uns ist eine gute Partnerschaft mit unseren Kunden wichtig. Bei vielen Kunden haben wir mit kleinen Systemen begonnen und dann kontinuierlich aufgebaut. Wir haben eine gute regionale Abdeckung und vor allem ein gutes Team, das schon sehr lange zusammenarbeitet und regelmäßig geschult wird. In unserem Team haben wir eigene Software- und Farbspezialisten und wir betreiben eine eigene Telefon-Hotline, um unseren Kunden einen schnellen Service zu bieten. Unsere Philosophie ist nicht, der Günstigste zu sein, sondern für unsere Kunden stets einen Schritt weiter zu gehen. Zufriedene Kunden sind uns nicht genug, weil man mit „alles okay“ im Markt nichts auslöst. Wir wollen unsere Kunden positiv überraschen und ihre Erwartungen übertreffen, denn ein positiv überraschter Kunde ist die beste Werbung für uns. Wir machen aus Problemen neue Lösungen – und halten so von zehn Kunden mindestens neun. Wir gehen für unsere Kunden immer den „Xtrameter“.

Horizon: Herr Rekirsch, vielen Dank für das Gespräch.

 

Fotos: The Document Group, brand:marke GmbH