Erst die Vision, dann die Maschine.

Interview mit Francisco Martinez, Straub Druck.

Francisco Martinez sieht man nicht an, dass er in dieser Woche schon zum zweiten Mal nicht geschlafen hat. Die ganze Nacht hat der CEO von Straub Druck an der Druckmaschine gestanden. „Wir haben mit einer Auftragsspitze gerechnet, aber die fällt viel stärker aus, als wir dachten, und kommt über alle Kanäle gleichzeitig. Unsere Online-Portale explodieren förmlich.“ Die positive Entwicklung ist das Ergebnis eines mehrjährigen Sanierungs- und Erneuerungsprozesses, den der gebürtige Spanier konsequent gegen viele Widerstände umgesetzt hat. Als er vor einigen Jahren die Verantwortung in der mittelständischen Schwarzwälder Druckerei übernahm, war Straub Druck traditionell offsetfokussiert und befand sich nach der Investition in eine aufwändige Maschinenkombination in Schieflage. Inzwischen steht das Unternehmen wieder sehr gut da und hat sich zum Ziel gesetzt, in absehbarer Zeit komplett auf Digitaldruck umzusteigen.

Horizon: Herr Martinez, worin sehen Sie die Ursache dafür, dass ein Traditionsunternehmen wie Straub Druck in die Krise geraten ist?

Martinez: Durch ihre Vertriebsaktivitäten haben die Druckmaschinenhersteller immer noch maßgeblichen Einfluss auf die Richtung der deutschen Druckindustrie. Investitionsentscheidungen sollten aber zuallererst das Marktpotenzial in den Fokus stellen:

JEDE MASCHINE MUSS HEUTE UND IN ZUKUNFT ZUR TATSÄCHLICHEN AUFTRAGSSTRUKTUR PASSEN.

Wird dieser zentrale Aspekt vernachlässigt, überlassen Druckereien ihre Strategie faktisch den Herstellern. Erfolg bringt aber auf Dauer nur eine eigene Vision. Die unrentable Investition, die uns in Bedrängnis brachte, war für mich der Anstoß, das Unternehmen neu auszurichten und mich intensiv mit dem Digitaldruck zu beschäftigen.

Horizon: Wie sind Sie vorgegangen?

Martinez: Mit externer Unterstützung haben wir eine Reihe von Druckereien genau analysiert und herausgearbeitet, was die erfolgreichen Betriebe anders machen. Oftmals wird unterstellt, dass die großen Online-Druckereien in Ostdeutschland nur aufgrund von finanziellen Förderungen erfolgreich sind. In Wirklichkeit steckt dahinter aber eine hohe unternehmerische Leistung. Sie sind sehr professionell im Online-Vertrieb und produzieren viel industrieller als wir. Offset- und Digitalproduktion unterscheiden sich in der Organisation grundlegend. Deshalb haben wir mit Digital Druck Straub eine eigenständige, zweite Druckerei aufgebaut und sukzessive alle neuen Aktivitäten in Richtung Digitaldruck verschoben. Heute betreiben wir mehrere Online-Portale und haben unseren gesamten Workflow im Digitaldruck in den letzten zwei Jahren permanent optimiert. Für mich ist inzwischen klar, dass Straub Druck in absehbarer Zeit nur noch digital produzieren wird. Im nächsten Schritt werden wir die Weiterverarbeitungsmaschinen von Horizon in den Workflow integrieren.

Horizon: Warum haben Sie sich bei der Weiterverarbeitung für Horizon als Partner entschieden?

Martinez: Während andere Fabrikate vor vier bis fünf Jahren nur Offset verarbeitet haben, hat sich Horizon früh im Digitaldruck einen Namen gemacht. Entscheidend ist für mich die Struktur des Unternehmens. Horizon hat kurze Entscheidungswege und kommuniziert mit mir auf Augenhöhe. Darüber hinaus passen die Horizon Systeme optimal zu unserer digitalen Strategie. Büromaschinen waren keine Alternative. Wir brauchten einen Partner, der Digital Finishing in professioneller Qualität umsetzt.

Horizon: Vor einigen Wochen haben Sie das Horizon Werk in Japan besucht. Haben sich Ihre Erwartungen bestätigt?

Martinez: Der Besuch in Japan hat mir erneut bestätigt, dass Horizon der richtige Partner für uns ist. Sowohl Produktionsstätte als auch Unternehmenskultur haben mich sehr beeindruckt. Keine Spur von den starren Hierachien, die wir in Deutschland kennen. Stattdessen wird auf eine schlanke Linie gesetzt, die schnell zu biegen und zu steuern ist.

HORIZON LEBT DIE FLEXIBILITÄT UND DEN WORKFLOWGEDANKEN DES DIGITALDRUCKS.

Diese Denkweise ist sehr modern und innovativ. Deswegen ist Horizon auch intelligent und gut durch die Krise gekommen und schreibt zuverlässig schwarze Zahlen. Ich kann nur allen Druckereien empfehlen, sich vor dem Kauf einer Maschine die Bilanzen ihres Lieferanten zeigen zu lassen. So vermeidet man, in ein Konzept oder eine Technologie zu investieren, deren Zukunft nicht sicher ist.

Horizon: Was ist Ihr größter Wunsch für die Zukunft?

Martinez: Für die Produktion wünsche ich mir noch mehr Geschwindigkeit bei den Digitaldruckmaschinen und eine variable Weiterverarbeitung von Horizon, die quasi Plug-and-play mit allen Digitaldruckfabrikaten kombiniert werden kann. Und vor allem möchte ich meinen Mitarbeitern auch in fünf Jahren noch garantieren können, dass ihr Arbeitsplatz bei Straub Druck sicher ist.

Horizon: Wo sehen Sie die Druckbranche in fünf Jahren und welche Rolle wird Straub Druck spielen?

Martinez: Die Veränderungen, denen die Druckindustrie ausgesetzt ist, sind vergleichbar mit einem Marathon im Sprint-Tempo. Das ist nur bei bester Vorbereitung zu schaffen. Ich erwarte für die Zukunft zehn große Player sowie sechs beherrschende Online-Portale und dazu ein- bis zweitausend mittelständische Drucker, die intelligent um ihre Marktanteile kämpfen. Und dann wird es nach wie vor sehr viele kleine Betriebe geben, die spezialisierte Lösungen bieten. Unser Unternehmen soll bis dahin einer der renommiertesten Digitaldrucker in Europa sein mit einem Hybrid-Vertrieb und einer Hybrid-Weiterverarbeitung. Wir werden einen großen Anteil von Produkten haben, die im Offset- und Digitaldruck produziert werden.

Horizon: Können Sie Ihr Erfolgsrezept anderen Druckereien empfehlen?

Martinez: Eine große Veränderung braucht Kraft. Viele Chefs von Druckereien sind müde vom langen Kämpfen. Jeder, der es bis heute geschafft hat, sein Unternehmen und die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter zu erhalten, verdient großen Respekt. Mein wichtigster Rat ist:

EINE RESTRUKTURIERUNG SCHAFFT MAN NICHT ALLEIN.

Der Chef einer Druckerei muss heute viel mehr wissen als vor zehn oder zwanzig Jahren. Als Führungskraft muss man deshalb seine Defizite kennen und wichtige Funktionen mit leistungsfähigen Mitarbeitern besetzen. Und dann empfehle ich allen, die bis jetzt nicht mit Digital angefangen haben, von vornherein hybrid zu denken und sich auf neue Produkte einzulassen.

Horizon: Herr Martinez, vielen Dank für das Gespräch.

 

Foto: Horizon GmbH