Offset oder digital, ein Glaubenskrieg?

Horizon spricht mit Josef Frick, Inhaber von Frick Kreativbüro & Online-Druckerei e.K., über Chancen, Nutzen und Ressourcenschonung beim Digitaldruck.

Horizon: Herr Frick, Sie beschäftigen sich schon seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Digitaldruck. Welche Beobachtungen konnten Sie in dieser Zeit machen, besonders auch im Hinblick auf den traditionellen Offsetdruck?

Frick: Beim Digitaldruck kann ab Auflage 1 ohne Druckplatten und ohne Rüstzeiten in Offsetqualität gedruckt werden. Gleichzeitig schafft der moderne Offsetdruck immer kleinere Auflagen, während sich der Digitaldruck in Richtung Auflage 1.000 entwickelt. So ergeben sich spannende Überschneidungen.

Horizon: Digitaldruck hat ja seine eigenen Anforderungen, sowohl beim Druckprozess selbst als auch bei der Weiterverarbeitung. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus für Druckdienstleister?

Frick: Die Geschwindigkeitsvorteile des Digitaldrucks lassen sich am besten mit Digitaldruck-Weiterverarbeitungssystemen nutzen, die keinen Zuschuss brauchen. Trockenes Papier wird unmittelbar nach dem Druck sicher zu Faltblättern, Klappkarten, Broschüren und Büchern verarbeitet. Die größte Herausforderung beim Digitaldruck ist die Auflage 1 und die verfahrenssichere Zuordnung von individualisierten Umschlägen und Inhalten.

Horizon: Sollen alle nur noch digital drucken lassen? Wo sehen Sie persönlich die Grenzen des Digitaldrucks? Ab wann lohnt sich der Offsetdruck?

Frick: Wer die Wirtschaftlichkeit beider Welten vergleichen will, muss einen 3-Schicht-Betrieb für Offsetdruck mit einem Mehrschichtbetrieb für Digitaldruck vergleichen. Wichtig ist hier die Schichttauglichkeit der Weiterverarbeitungssysteme. Mit einem Schichtbetrieb hat man als Drucker mehr Möglichkeiten. Das betrifft beide Welten.

Horizon: In Ihren Vorträgen zum Thema Digitaldruck gehen Sie auch auf die Weiterverarbeitung intensiv ein. Welche Rolle spielt Horizon für Sie dabei?

Frick: Die erste schichttaugliche Lösung für die sichere Verarbeitung von Digitaldruck stammt von Horizon. Zu den großen Herausforderungen für Weiterverarbeiter gehören die statische Aufladung von Druckbögen, die Tonerhaftung auf Bilderdruckpapieren und das Aufbrechen der ausgetrockneten Papierfaser. Heutzutage können Falz- und Heftmaschinen mit Digitaldruck perfekt umgehen. Es können Druckprodukte hergestellt werden, die auch nach der Weiterverarbeitung dem bekannten Offsetstandard entsprechen. Horizon kennt die Unterschiede der Digitaldrucksysteme und weiß, mit welcher Technologie beispielsweise Digitaldruck mit einer preisgünstigen Offsetfolie kaschiert werden kann. Man kennt Bedingungen, Grenzen und beobachtet Veränderungen.

„DIE DEINKBARKEIT SPIELT EINE WICHTIGE ROLLE“

Horizon: Aus ökologischer Sicht betrachtet, welches Verfahren ist für kleinere Auflagen die bessere Wahl?

Frick: Die meisten offset und digital gedruckten Flyer und Broschüren sind nach dem Gebrauch ein wichtiger Rohstoff für die Papierindustrie. Daher ist das Thema Deinkbarkeit sehr wichtig, also die einfache Trennung von Druckfarbe bzw. Toner vom Papier. Wir verwenden nur Digitaldrucksysteme und Veredelungsverfahren, die problemlos den Deinkingprozess unterstützen. Kritisch sehen wir die flächendeckende UV-Lackierung, die es für beide Druckverfahren gibt. Der Offsetdruck kann zwar eine Auflage von 500 Flyern A4 wirtschaftlich drucken. Der Kunde nimmt aber dafür mehr als einen halben Quadratmeter Altmetall in Form von Aluminiumdruckplatten in Kauf. Aus ökologischen Gründen sind wir daher bestrebt, bis zu Auflage 1.000 digital zu drucken – also ohne Druckplatte.

„DAS GROSSE POTENTIAL DES DIGITALDRUCKS LIEGT IN DEN NEUEN MÖGLICHKEITEN“

Horizon: Viele Druckdienstleister sind noch immer zurückhaltend bei der Investition in eine eigene Digitaldruckmaschine. Was muss sich aus Ihrer Sicht da noch verändern?

Frick: Die Wirtschaftlichkeit entwickelt sich langsam zugunsten des Digitaldruck Immer wichtiger ist aber die ressourcenschonende Produktion. Es ist sinnlos, 5.000 Flyer zu bestellen, nur weil sie billig sind und dann landet gleich die halbe Auflage im Müll. Die Verwendung von Druckplatten ist sinnlos, wenn es auch ohne geht. Das große Potenzial des Digitaldrucks liegt in den neuen Möglichkeiten. Statt 1.000 Bücher eines Titels kann ein Verlag nun für den gleichen Kapitaleinsatz drei Titel mit der Auflage 250 drucken lassen, um dann im zweiten Schritt den erfolgreichsten Titel in höherer Auflage drucken zu lassen. Ein kleines Unternehmen kann einen eigenen Geschäftsbericht in der Auflage 50 für einen dreistelligen Betrag drucken lassen. Selbst die Auflage 10 ist heutzutage überraschend günstig, dank Drucksystemen und Weiterverarbeitungsmaschinen, die für diesen Zweck optimiert sind. Der Digitaldruck ermöglicht also immer höhere Auflagen – und das macht kleinere Auflagen für völlig neue Anwendungen immer günstiger.

Horizon: Herr Frick, vielen Dank für das Gespräch.

 

JOSEF FRICK.

Nach einer Lehre zum Schriftsetzer, einer Fortbildung zum Kommunikationsfachwirt und einer leitenden Tätigkeit in der Drogeriebranche hat er die Herausforderung gesucht und kurzerhand seine eigene Werbeagentur gegründet. Schon recht bald gesellten sich zum klassischen Aufgabenfeld einer Agentur auch OnlineMedien und der Digitaldruck hinzu.

 

Foto: Kreativbüro Frick